Aufgabenstellung

2 11 2009

Kommunikationsexperiment

Was Unternehmen von Hyperfiction lernen (könnten)…

Ein Bestandteil des Seminars Hypertext-Kommunikation ist das Kommunikationsexperiment. Ziel ist die Entwicklung eines Hyperfiction-Konzepts (z.B. in Form eines Storyboards) für einen realen oder fiktiven Auftraggeber aus Wirtschaft oder Kultur. Die Vorteile dieser spezifischen Darstellungsform von Hyperfictions möchte der Auftraggeber nutzen, um ein neues Produkt (oder Produktfeature), eine neue Dienstleistung oder eine neue Produktidee/-konzept einer heterogenen Zielgruppe zu vermitteln.

Berücksichtigen Sie dabei die folgenden Grundannahmen und beziehen Sie die Theoriewerkzeuge und die Ergebnisse der Beispielanalysen aus dem Seminar in die Konzeption ein.

Grundannahmen

1) Aufmerksamkeitsökonomie

„Wie schafft man es, die Menschen in die Labyrinthe des Cyberspace hineinzulocken und sie dort zu halten? Was wollen die Menschen unter den gegebenen technischen Bedingungen überhaupt im Netz finden? Wieviel Geduld bringen sie auf, überhaupt etwas über den flüchtigen Anblick einer Oberfläche hinaus wahrzunehmen und nicht gleich wieder im unendlich großen Angebot des Netzes weiterzuzappen?“ (Rötzer 1998: 75)

2) Individualisierungstheorem

Hypertext weist ein hohes Potenzial auf, Kommunikationsprozesse für Einzelindividuen und Gruppen von Individuen (Interessensgemeinschaften, Zielgruppen, soziale Milieus etc.) gezielt zu gestalten. Seine medientechnischen Möglichkeiten bieten Gelegenheit, im Rahmen eines einzigen Kommunikats verschiedene Narrationen zu vereinen, die dann nach individuellen Handlungszielen, Präferenzen und Bedürfnissen rezipiert werden können. Hypertext-Pionier Theodor Holm Nelson thematisierte – lange bevor es das WWW gab – genau dieses Potenzial: „People have different backgrounds (…). Yet sequential text, to which we are funneled by tradition and technology, forces us to write the same sequences for everyone, which may be appropriate for some readers and leave others out in the cold, or which may be appropriate for nobody. Thus it would be greatly preferable if we could easily create different pathways for different readers, based on background, taste and probably understanding.“ (Nelson 1980, 1/14-15)

Diese Vision Nelsons ist, soweit das Feld heutiger hypertextbasierter Anwendungen zu überblicken ist, in einigen Anwendungen erfolgreich appliziert worden, in den meisten allerdings scheitert der Versuch einer Individualisierung von Wissen, Information und Unterhaltung an undurchsichtigen, unkontrollierbaren und redundanten Geweben, die den Rezipienten buchstäblich im dichten Regen von Text-, Bild-, Ton- und Videofragmenten stehen lassen. Aspen Aarseth hat mit seinem Konzept des „ergodischen Cybertexts“ (1994) darauf hingewiesen, dass erfolgreiche Kommunikation mittels digitaler Medien nicht bei der Annahme stehen bleiben darf, dass Verlinkung per definitionem bereits unterschiedliche Ausdrucksformen für narrative Szenarien sicherstelle.

3) Internetmarketing

Beobachtet man Marketingstrategien renommierter Unternehmen, ist feststellbar, dass das Internet zu einem zentralen Kommunikationsmittel avanciert ist und dass dabei stets neue Möglichkeiten der „Interaktion“ mit dem (potenziellen) Kunden erprobt werden: Sie sollen nicht mehr nur informiert werden, sondern sich

– unterhalten und amüsieren

– an der Produktentwicklung teilnehmen

– ihre eigenen Geschmacksvorstellungen in Produktvarianten gießen

– sich mit anderen (potenziellen) Kunden austauschen

– und dabei vor allem den Zukunftsgeist und die Kreativität des Unternehmens zu „spüren“ bekommen: via überraschender Interfaces, interaktiver Anwendungen und Social Media Schnittstellen wird ein Innovationsversprechen inszeniert, das sich scheinbar nahtlos auf die Produktebene projizieren lässt und zudem eine Art „Marketing von unten“ befördert.

Dies trifft nicht nur auf die Privatwirtschaft zu, sondern wird zunehmend auch von politischen Parteien und anderen Interessengemeinschaften erkannt.

„Werkzeuge“ für die Konzeption

Um Ihr Hyperfiction-Konzept gezielt auf die gewählte Kommunikationssituation abzustimmen, beziehen Sie die theoretischen Aspekte zur Gestaltung von Hypertexten und die Erfahrungen aus den Diskussionen über verschiedene Hyperfiction-Projekte ein:

– Lesbarkeit und Kohärenzanforderungen

– Narrative Aspekte

– Linksemantik und Schriftinszenierung

– Modelle (und Gegenmodelle) der Interaktivität

– Inter- und Transmedialität

– Einflussmöglichkeiten von Social Media

Weitere Überlegungen als Hilfestellung:

– Wer ist der Auftraggeber und welches Image möchte er vermitteln?

– Was ist das Kommunikationsziel? (z.B. Wecken von Kaufinteresse, Akquise von Feedback über eine Idee, Erschließen neuer Zielgruppen)

– Welche unterschiedlichen Zielgruppen sollen angesprochen werden?

– Was ist den Zielgruppen gemein, worin unterscheiden sie sich? Bzw.: Was ist die Leitstory, die die Gemeinsamkeiten der Zielgruppen bedient und welche Mikro-Stories könnten diese Unterschiede bedienen? (Denken Sie zum Beispiel daran, mit welchen Leitbildern und Stereotypen Werbespots unterschiedliche Zielgruppen adressieren.)

– Wie soll das Kommunikat im WWW verankert werden? (Sie könnten z.B. auch „quer“, also autonom von der Firmenhomepage und über eine Social Media Anwendung vorgehen, wenn Sie Feedback zu eine Produktidee akquirieren möchten.

Präsentationsform

Bereiten Sie die Präsentation so auf, als seien Ihre Zuhörer der Auftraggeber, dem Sie ihr Kommunikationskonzept nun verkaufen wollen.





Aufgabenstellung

25 10 2009

für Hypertext-Narrative

(Meta-)Lesen Sie die folgenden Cyberfictions im Hinblick auf ihre narrative Struktur und skizzieren Sie diese. Vergleichen Sie Ihre Leseerfahrung auch mit den Gedanken von Espen J. Aarseth.





Aufgabenstellung

18 10 2009

für Lesen und Meta-Lesen von Hypertexten

Lesen Sie bitte die Texte „Kann man Hypertexte lesen?“ von Bernd Wingert und „Hypertextlinguistik“ von Angelika Storrer und nutzen Sie die Lektüreergebnisse für die Berarbeitung der Aufgabenstellungen A.) oder B.).

Der Text „Kohärenz in Text und Hypertext“ von Agelika Storrer dient Ihnen optional als weitere Hilfestellung.

A.)

„Lesen“ Sie die folgenden Hypertexte in der Lesehaltung Bernd Wingerts und beschreiben Sie daran den Unterschied zwischen Text und Hypertext nach Angelika Storrer. Skizzieren und bewerten Sie die entsprechenden Meta-Strukturen.

B.)

„Verwandeln“ Sie einen Ihnen bekannten gedruckten Text in ein Konzept für einen Hypertext. Berücksichtigen Sie dabei Lesehaltungen wie die Bernd Wingerts und eigene Erfahrungen im Umgang mit Hypertexten. Welche Hypertextkriterien Angelika Storrers berücksichtigen Sie in Ihrem Konzept, welche nicht und warum?

A+B.)

Bereiten Sie ihre Ergebnisse so auf, dass Sie sie der anderen Gruppe vermitteln können.